Early Retrospective

Eine frühe Werkschau mit Fotografien aus den vergangenen 15 Jahren

Einführung zur Ausstellung:
Ein kleines Mädchen auf einem Friedhof in den Philippinen putzt sich die Zähne an einem Kübel mit Regenwasser. Eine Frau in Nord-Uganda ruft zum Kampf gegen die Unterdrückung der Frauenrechte auf. Vier Cheerleader proben ihren Auftritt am Strand von Santa Monica in Kalifornien. Ein Lamborghini Murciélago fährt mit über 300 km/h über den Circuito de Navarra in Spanien und ein Schwarm Vögel, in Form eines angedeuteten Herzens über den Dünen am Weststrand der Insel Sylt. Fünf Augenblicke, welche kaum unterschiedlicher und weiter voneinander entfernt sein könnten, doch zwei wesentliche Dinge vereinen diese Bilder – das echte Leben & der Fotograf Alexander von Wiedenbeck.

Ein konkretes Genre des Fotografen ist bewusst nicht definierbar. Er fotografiert die Momente des Alltags, dessen Aufmerksamkeit er sich nicht entziehen kann, völlig unabhängig wo und was dabei in seinen Fokus gerät. Gerade das ist für ihn auch das Besondere, die Vielseitigkeit unserer Welt, der unterschiedlichsten Interessen und Lebensumstände. All unsere Leidenschaften, Hoffnungen aber ebenso auch Sorgen, machen das Leben so spannend und erlauben es nahezu täglich etwas Neues zu entdecken. Stets als stiller Beobachter dieser so vielseitigen Welt und achtsam im Hier und Jetzt, denkt der Fotograf dabei nicht in festgelegten Rubriken. Von der klassischen Straßenfotografie, über Reportagen, die Natur bis hin zu geplanten Portraits und Editorials, lässt er die Augenblicke in ihrer Einzigartigkeit vorbeiziehen und als eine Art Voyeur am Rande der Szenerie, entscheidet er sich den Auslöser zu betätigen… oder eben auch nicht.

Die Fotografie selbst begleitet den früheren Werber bereits seit beinahe 20 Jahren. Doch hat sich sein Blick für das Wesentliche in all der Zeit stets weiterentwickelt und verändert. Ein wichtiger Schlüsselmoment in dieser Entwicklung, war der Besuch einer Lecture des Fotografen Peter Lindbergh im Jahr 2010, welcher gemeinsam mit Jim Rakete über die Vergangenheit philosophierte und die gemeinsamen Erlebnisse aus den 80er und 90er Jahren Revue passieren lies. Damals ein entscheidender Moment für Alexander von Wiedenbeck, die künstliche und zuweilen überretuschierte Werbewelt hinter sich zu lassen und einen Weg hin zur „echten“ Fotografie einzuschlagen. Eine weitere, wegweisende Entscheidung nur wenige Jahre später, war die Rückbesinnung zu einem Werkzeug, welches die volle Aufmerksamkeit des Fotografen erfordert – eine Leica M Monochrom. Dies nicht nur, aufgrund der gänzlich manuellen Technik, bei welcher der Fotograf noch Fotograf sein und jede einzelne Einstellung wie Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert selbst vorgeben muss, war dies auch die weltweit erste digitale Kamera mit einem monochromen Sensor, welcher die Option der Farbe erst gar nicht zulässt. Bis heute setzt der Fotograf auf diese reduzierte Kameratechnik und sogar noch einen Schritt weiter, fotografiert er seit 2022 auch wieder mit einer analogen Leica M6 und entwickelt dabei in der eigens geschaffenen Dunkelkammer die Fotografien selbst – eine weitere Rückbesinnung auf das Wesentliche des Mediums und eine Hommage an die großen Meister der Fotografie aus vergangenen Zeiten.

Die frühe Werkschau „Early Retrospective“ zeigt nun erstmalig 125 von ihm selbst kuratierte Fotografien aus den vergangenen 15 Jahren. Ein Sammelsurium  echter Momente der Straßen-, Reportage-, Natur und Porträtfotografie mit teilweise bisher unveröffentlichten Bildern aus zahlreichen Ländern rund um den Globus.

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