Die Frauenrechte in Afrika für CARE.
Die Stärkung der Frauenrechte sind selbst heutzutage, im 21. Jahrhundert, in vielen Ländern noch ein ganz großes Thema. Neuerdings, sogar in der westlichen Welt, scheint es als ob tagtäglich ein neues Skandal an die Öffentlichkeit kommt. Gerade in der Fotografie, der Mode und der Show & Shine Welt des Entertainment könnte man meinen es wäre eine Selbstverständlichkeit.
Grund genug dem allgemeinen Klischee entgegenzuwirken. Das Projekt zur Stärkung der Frauenrechte von der internationalen Hilfsorganisation CARE schien als geeignete Plattform. Ein länderübergreifendes Projekt das der UN Resolution 1325 & 1820 folgt und über einen Zeitraum von drei Jahren die Frauenrechte in Nepal, Uganda und Kenia stärken soll.
In Eigeninitiative begleitete ich ein Team von Journalisten und CARE Mitarbeitern zu meiner ersten Station nach Kathmandu in Nepal. Eine Woche sollte ich die Projekte bis in die tiefe Provinz fotografisch begleiten. Selbstverständlich kommt man dabei auch nicht herum, die Umstände der Frauen heute und die Erzählungen aus alten Zeiten wahrzunehmen. Sehr schockiert war ich von einer Geschichte einer älteren Frau, welche seit Lebzeiten, noch bis heute, tagtäglich ihrem Mann am Morgen die Füße wäscht und anschließend dieses Waschwasser trinkt. Schockiert, aber doch neugierig erkundigte ich mich nach dem Sinn und Zweck dieser fragwürdigen Tradition. Wie sollte es anders sein, es diente der Ehrerbietung des Mannes. Selbiger sei ein Geschöpf von Gott gesandt, sich um die Frau, die Familie zu kümmern und es sei eine Ehre für die Frau, dieses Schmutzwasser trinken zu dürfen… Im Widerspruch dazu steht natürlich, dass es die Frauen sind, welche den ganzen Tag arbeiten, sei es im Haushalt oder auf dem Feld und die Männer, welche sich „um die Familie kümmern“ die meiste Zeit des Tages betrunken im Schatten unter Bäumen verbrachten.
Ich erschrak, als ich an einem Tag eine Frau mit dem Pflug auf dem Feld fotografieren wollte und plötzlich aus dem Schatten eines Baumes ein Mann aufsprang und auf mich zu rannte. „No, no, no“ rief er mir entgegen und signalisierte mit übertriebener Gestik, dass er es sei der die Familie füttert und ich, wenn überhaupt, ihn fotografieren sollte…. was ich daraufhin natürlich bewusst ablehnte. Als wir weiter fuhren konnte ich noch beobachten, wie er sich wieder zurück in den Schatten legte und seine Frau weiter in der prallen Sonne bei 35 Grad den Pflug bedienen musste.
Nach den Erlebnissen und Impressionen in Nepal, führten mich meine Weg anschließend auf den afrikanischen Kontinent nach Uganda. Ein Land, welches sich 10 Jahre zuvor noch mitten im Bürgerkrieg befand, ist heute noch sichtbar geprägt mit Narben aus dieser angespannten Zeit. Banken werden von Sicherheitspersonal mit Maschinengewehren bewacht und die Sicherheitsvorkehrungen der Hotels gleichen einem Gipfeltreffen der Industrienationen.
Im Unterschied zu Nepal, führten mich dieses mal die Strapazen der Reise auch an meine Grenzen. In den Tiefen der Provinz angekommen, waren fließend Wasser oder gar Strom nur sporadisch auftretende Erlebnisse. Die Hitze tagsüber kaum auszuhalten, war das kalte Brunnenwasser in der Provinz für meine europäischen Magen nicht wirklich eine gute Alternative, so blieb nur der Griff zum aufgeheizten aber abgepackten Wasser, welches wir auf unserer langen Fahrt im Auto mitgebracht hatten. Die Verpflegung war dabei keineswegs besser, ein Gockel der fünf Minuten zuvor noch auf dem Gepäckträger eines Moped an uns vorbeifuhr, mit dem Kopf flatternd zwischen den Speichen der Räder, wurde uns kurze Zeit später als „Suppe“ im Ganzen präsentiert. Meine Weggefährten von CARE Österreich, deutlich erfahrener und mehr abgehärtet, verzogen keine Miene beim Verzehren… ich für meinen Teil, ernährte mich die Tage ausschließlich von Reis!
Faszinierend für mich war zu sehen, wie die Projekte von CARE hier Früchte trugen und in den abgelegensten Ecken des Landes, die Frauen eine spürbar wichtige Rolle im Alltag haben. Sie integrieren sich führend in der Landwirtschaft, dürfen Land besitzen und verwalten und engagieren sich mittlerweile sogar politisch in der Community. Ein Umstand, welcher noch 5 Jahre zuvor undenkbar gewesen wäre. Die Selbstbestimmung der Frauen zieht sich dabei durch alle Bereiche. Der Tanz, das Schauspiel hat einen hohen Stellenwert in der Kultur der Frauen und ein eigens einstudiertes Theaterstück, sollte uns die Entwicklung durch die Hilfsprojekte verdeutlichen. Die Leidenschaft, Freude und Liebe, ebenso wie die harte Arbeit, die Anstrengung und auch das Risiko der Selbstbestimmung erlauben einen positiven Ausblick in die Zukunft von Uganda.
Zu guter letzt, ging die Reise weiter nach Kenia. Der Schwerpunkt der lokalen Projekte dort ist aber vor allem der Gesundheit der Mütter und Kleinkinder gewidmet. Trotz erheblicher Fortschritte in den vergangenen Jahren, liegt nämlich die Sterblichkeitsrate von Kleinkindern bis zum 5. Lebensjahr immer noch bei über 5 Prozent.
Analog zu meinen Erfahrungen auf den Philippinen aus der HOPE – by Alexander von Wiedenbeck Ausstellung, war erneut deutlich zu erkennen, dass die Missionare der Kirche ganze Arbeit geleistet haben und dass die Verhütung auch hier zu Lande ein sehr empfindliches und heißes Thema ist. Deshalb ist ein wichtiger Aspekt der Projekte, der Schutz vor Ansteckung mit dem HI-Virus, sowie die Möglichkeiten der Familienplanung und Verhütungsmethoden. Es scheint mir oft ein schwieriger Drahtseilakt zu sein, die richtige Balance zwischen dem tief verwurzelten christlichen Glauben und der vernünftigen Weitsicht in Bezug auf Gesundheit und Überlebenschancen zu finden, um die Menschen auf den „richtigen“ Weg zu führen, ohne Ihnen dabei den größten Halt, ihren Glauben zu erschüttern oder gar zu nehmen.
Wobei „größter Halt“ vermutlich für die Frauen in so manchen Ländern nicht wirklich zutrifft – im Angesicht Gottes sind wir alle gleich, sagt man doch so schön… doch ist dem so? Ich glaube an so manchen Orten auf der Welt, unabhängig der religiösen Herkunft, wurde diese „Weisheit“ von einer „Herrenwirtschaft“ an einem Tag verkündet, als die Frauen gerade auf einem Ausflug waren, denn von „Gleichheit“ ist man, meiner Meinung nach, vielerorts in Nepal, Uganda, Kenia oder gar im Vatikan noch weit entfernt.
Doch möchte ich abschließend nicht unerwähnt und unbedeutend lassen, dass die Projekte welche ich besuchen und erleben durfte, auch ihr Früchte tragen. Die Stärkung der Frauenrechte schreitet voran und man spürt deutlich, dass sich in den tiefst gelegenen Regionen dieser Länder etwas bewegt. Die Erzählungen und Impressionen dieser Reisen haben auch mich sehr geprägt und die dabei entstandenen Fotografien spiegeln die Bewegung der Frauenrechte ungeschönt wieder. Wer weiß, ob mich meine Wege eines Tages erneut in jene Regionen führen und ich die Veränderungen erleben & die starken Frauen erhobenen Hauptes neben ihren Männern begrüßen darf – ich würde es mir wünschen!