Sakcham – Women Empowerment in Nepal.
Selbst heute im 21. Jahrhundert ist das Thema Frauenrechte nach wie vor, auch in der westlichen Welt, ein Thema. Gerade in der Welt der Mode und Fotografie häufen sich die Skandale. Sei es ob es sich um die angeblichen sexuellen Eskapaden eines Terry Richardson handelt, oder um den Umstand, dass viel zu oft Laufsteg- oder Fotomodelle als Handelsware betrachtet und auch so behandelt werden.
Grund genug dem allgemeinen Klischee entgegenzuwirken. Das Projekt zur Stärkung der Frauenrechte von der internationalen Hilfsorganisation CARE schien als geeignete Plattform. Ein länderübergreifendes Projekt das der UN Resolution 1325 & 1820 folgt und über einen Zeitraum von drei Jahren die Frauenrechte in Nepal, Uganda und Äthiopien stärken soll.
In Eigeninitiative begleitete ich ein Team von Journalisten und CARE Mitarbeitern nach Kathmandu in Nepal. Eine Woche sollte ich die Projekte bis in die Provinz fotografisch begleiten, doch selbstverständlich kommt man dabei auch nicht herum, die Umstände der Frauen heute und die Erzählungen aus alten Zeiten wahrzunehmen. Sehr schockiert war ich von einer Geschichte einer älteren Frau, welche seit Lebzeiten, noch bis heute, tagtäglich ihrem Mann am Morgen die Füße wäscht und anschließend dieses Waschwasser trinkt. Neugierig erkundigte ich mich nach dem Sinn und Zweck dieser ekelhaften Tradition. Wie sollte es anders sein, es diente der Ehrerbietung des Mannes. Selbiger sei ein Geschöpf von Gott gesandt, sich um die Frau, die Familie zu kümmern und es sei eine Ehre für die Frau, dieses Schmutzwasser trinken zu dürfen. Im Widerspruch steht natürlich, dass es die Frauen sind, welche den ganzen Tag arbeiten, sei es im Haushalt oder auf dem Feld und die Männer, welche sich „um die Familie kümmern“ die meiste Zeit des Tages bekifft im Schatten unter Bäumen verbrachten.
Ich erschrak direkt, als ich an einem Tag eine Frau mit dem Pflug auf dem Feld fotografieren wollte und plötzlich aus dem Schatten eines Baumes ein Mann aufsprang und auf mich zu rannte. „No, no, no“ rief er mir entgegen und signalisierte mit übertriebener Gestik, dass er es ist der die Familie füttert und ich, wenn überhaupt, ihn fotografieren sollte…. was ich daraufhin bewusst ablehnte. Als wir weiter fuhren konnte ich noch beobachten, wie er sich wieder zurück in den Schatten legte und seine Frau weiter in der prallen Sonne bei 35 Grad den Pflug bedienen musste.
Am Ende meiner Reise, sollte mich aber noch ein Ereignis für das Schicksal bewusst machen. Zwei Tage vor meinem Heimflug, zog ich mir eine sehr intensive Lebensmittelvergiftung zu und musste den Tag darauf aus der Provinz in das nächste Krankenhaus in Kathmandu ausgeflogen werden . Während meiner Behandlung dort signalisierte man mir, dass ich noch einige Tage dort verbleiben sollte, bis es mir wieder besser gehen würde. Da mein Flug aber bereits fest gebucht war und mir die Umstände der Umbuchung zu groß waren, verließ ich, nach langen Diskussionen mit der Chefärztin, das Krankenhaus auf eigenes Risiko. Als ich dann am nächsten Tag nach Deutschland zurück fuhr, musste ich bereits am Flughafen in München auf einem Fernseher erschreckend feststellen, dass sich unmittelbar nach meiner Heimreise am 25. April 2015, eines der schwersten Erdbeben in der Geschichte von Nepal ereignete und mehr als die halbe Stadt Kathmandu zerstört wurde. Wäre ich dem Rat der Ärzte gefolgt und im Krankenhaus geblieben, wäre ein viel schlimmerer Ausgang als „nur“ die Lebensmittelvergiftung denkbar gewesen.