Diario di Venezia.

Der eigentliche Impuls für diese Reise war der Aufruf so mancher Freunde und Bekannte, welche berichteten wie leergefegt Venedig in diesen besonderen Tagen ist. Der weltweiten Corona Pandemie geschuldet, waren die zahlreichen Reisepläne der Kreuzfahrtschiffe im wahrsten Sinne des Wortes über Bord gegangen. Der zusätzliche Umstand, dass Italien, als erster europäischer Hotspot der Ausbreitung, als Urlaubsziel für viele Menschen wohl nicht die erste Wahl sein würde, machten die Aussagen über einen leeren Piazza san Marco für mich absolut nachvollziehbar. Sicherlich war es nun nicht mein erstes Abenteuer an diesem besonderen Ort, doch die Verlockung sie ganz für mich alleine zu haben, führten voller Begeisterung zu dem Entschluss, die fotografische Reise in die Lagunenstadt erneut anzutreten.

Erst einmal angekommen, wurde ich bezüglich dem Aufkommen der Touristen jedoch (vorerst) eines Besseren belehrt. Der Markus-Platz, die Rialto-Brücke, Restaurants, Geschäfte… es schien alles auf den ersten Blick total überlaufen – von einer Pandemie kein „Lebenszeichen“. Zudem sichtlich überrascht von der laissez-faire Haltung aller Mitmenschen in Bezug auf Gesichtsmaske, oder sonstige Hygienemaßnahmen und in Anbetracht meines Wunsches, ein leergefegtes Venedig zu fotografieren, versuchte ich zunächst in die kleineren, abgelegen Gassen zu flüchten und erkundigte nahezu alle Wege die nicht in Richtung eines „Piazza“ oder einer „Ponte“ verliefen. Tatsächlich wurde ich hier dann auch fündig. Die wenigen Einheimischen die mir hier die Richtung wiesen, erlaubten ein sehr besonderes Gefühl, einen besonderen Einblick in das Leben der echten Venezianer.

Je mehr sich der Tag dem Abend neigte und desto näher ich wieder an meiner Ausgangsposition dem Piazza san Marco kam, desto überraschter durfte ich feststellen, dass es sich bei all den Menschen scheinbar ausnahmslos um Tagestouristen handelte. Mit zunehmender Abendröte, schwanden die Menschen und ich durfte tatsächlich die fast schon unheimliche Stille eines leeren Venedig spüren und erleben. Das einzige was inmitten dessen verblieb, waren eine imposante Stadt mit ihren kulinarischen Erlebnissen, ein paar gelangweilte Gondoliere und eine kleine Anzahl Einheimischer, welche offensichtlich diesen ruhigen Moment ebenso genossen wie ich. Beim heutigen Betrachten so mancher meiner Fotografien, spüre ich eine große Bewunderung für diese einzigartige Lagunenstadt, welche schon so vielen Künstlern und Kreativ-Schaffenden als Kulisse diente.

Ciao Venezia – a presto!
August, 2020

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